Man schreibt den 14. Juni 2019
Nun ist er also da! Dieser Tag, gegen den wir angespielt haben, ganze 23 Jahre lang.
Unbedarft natürlich vom Anfang her: seit jenem denkwürdigen Umzug zum 925-jährigen Stadtjubiläum von Görlitz am 23.06.1996.
An diesem Tage nahm etwas einen Lauf, den keiner vorhersehen konnte.
Trommelmarsch und Fanfarenklänge, in historische Gewänder gehüllte Spielleute, Brauchtumspflege handgemacht und Zuspruch von so vielen Seiten:
„Wie schön, dass es noch Fanfarenmusik gibt!“
Was haben wir dann nicht alles erlebt! Ganz viele Anfragen und Gelegenheiten, unser wiederbelebtes Können zu zeigen, selbst noch besser zu werden, als es die Ursprünge einer Jugend im Fanfarenzug und Spielmannszug uns mitgaben.
Begeisterung, vom Stolz getragen uns zu zeigen, zu repräsentieren unsere wundervolle Heimatstadt und die Landskron-Brauerei. Einer Welle folgte die nächste – immer obenauf.
Niemals ohne diese Botschaft: „…wir sind in Görlitz zu Haus‘.“
Aus einem nahen Aktionsradius wurden größere Kreise, eine „Reise-Spinne“ ließ sich alsbald zeichnen.
- Görlitz, Ostritz, Kiel,
- Günzburg, München, Schwerin,
- Potsdam, Bonn und Bremen,
- Saarbrücken und Berlin,
- Dresden, Brüssel, Novy Jicin,
- Eibau, Erfurt, Sebnitz,
- Mittenwalde, Freiberg,
- Grünhain-Beierfeld und Bischofswerda,
- Mainz und Zittau, Königshain,
- Weißwasser und Stuttgart,
- Weißenberg und Groß-Radisch, Hannover,
- Großschönau und Frankfurt/Main…
Tradition gewordene Feste, vom Braufest der Sinne über Eibauer Bierzug hin zum Tippelmarkt, dem Altstadtfest und den Tagen der Deutschen Einheit mit dem Zipfelbund.
Keines dieser großen Feste mehr in einstelliger Zahl der Teilnahmen, allein 4 Generationen an Oberbürgermeistern konnten wir begleiten.
Was für Reichtum an Erlebnissen, den jeder nun bei sich trägt! Erinnerungen an gemeinsame Zeiten, nicht frei von Streit und Abschied, aber immer das Ziel im Blick:
Das Beste geben, wenn es hieß: „Beginnt Euer Spiel – Spot an!
Die Landskron Herolde zu Görlitz“.
Und immer auch Lampenfieber bis zum letzten Tag.
Allerdings: Ein Jeder von uns wurde darüber ebenso 23 Jahre älter. Da sind wir nun angekommen. Nicht alle, die uns begleitet haben, konnten bleiben. Einmal mussten wir gar Abschied nehmen für immer.
Was werden wir wohl fühlen? Traurigkeit und Wehmut? Ein wenig Erleichterung darüber, dass die Schmerzen eines langen Marsches jetzt ausbleiben? Ein Jeder für sich – und jeder anders.
Dankbarkeit auf jeden Fall.
Für diese vielen Menschen am Wegesrand, die uns so viel zurückgaben: Ansporn, wenn der Weg nicht enden wollte, die Erschöpfung deutlich sichtbar war.
Applaus aus tausend Händen, Zuspruch aller Art, forderndes Klatschen, manches Mal Spaliere, die kaum zu durchdringen sind.
Schlaglichter im Zeitraffer entstehen vor Augen, Bilder aus bewegten Zeiten, ein sehr langer Film wird daraus.
Unsere Instrumente werden wir nun niederlegen: Fanfaren und Trommeln, die Lyra werden jetzt zum Stillleben. Das Heroldslager liegt verlassen.
Und es bleibt nur zu sagen: